Industrieort mit viel Lebensqualität
Pleidelsheim Vom Spargel- und Tabakanbau hin zu einem beliebten Gewerbe- und Wohnort ging die Entwicklung: Das neue Rathaus präsentiert das moderne Gesicht der Neckargemeinde.
Das 1971 eingeweihte neue Rathaus wurde komplett renoviert und glänzt seit 2019 nach dem Umbau mit einer neuen, modernen Fassade. Foto: Oliver Bürkle
Eingebettet in das Neckartal, umgeben von Wiesen, Feldern und dem Pleidelsheimer Wäldle ist die moderne Gemeinde heute ein beliebter Wohnort und durch seinen direkten Anschluss an die A81 ein gefragter Gewerbestandort mit knapp 3000 Arbeitsplätzen. Die verkehrsgünstige Lage über die Autobahn zwischen Stuttgart und Heilbronn und die Landesstraße L1125 nach Bietigheim oder Richtung Marbach sind ideale Voraussetzungen für Pendler und Einwohner. Die drei Buslinien und der S-Bahn-Anschluss ab Freiberg am Neckar führt auf schnellem Weg nach Ludwigsburg, Stuttgart und Marbach. Für Fahrradfahrer ist der Neckartalradweg von Freiberg weiter nach Mundelsheim reizvoll.
Schon die Alemannen siedelten in Pleidelsheim. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 794 n. Chr. und vermerkt, dass Grundbesitz in „Blidolvesheim“ von einer Dame Hilta und ihrer Schwester Truthlint als Schenkung an das Kloster Lorsch überschrieben wurde.
Mit Beginn des 16. Jahrhunderts erlebte Pleidelsheim einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Zeugen dieser Zeit des Wohlstands sind unter anderem die Kelter, das Pfarrhaus und das Alte Rathaus.
Verwandte von Friedrich Schiller
Ein markantes Gebäude ist das Gasthaus zum Ochsen von 1611/1614. Von 1640 bis 1992 war es immer in Familienbesitz. Vom Ochsenwirt Hans Dam Uschalk (1642 bis 1694) an sind alle Nachfolger Verwandte des Dichters Friedrich Schiller. Heute befindet sich hier das „Hotel am Schillerplatz“. Das historische Gebäude wurde 1994 saniert und wird jetzt als Gast- und Wohnhaus genutzt.
Nach Dreißigjährigem Krieg, der Pest und der Besetzung durch französische Truppen erholte sich das Dorf wieder. Neue Pflanzen wie Tabak (1709), Mais (1724) und Kartoffeln wurden auf den Feldern angebaut. Noch heute wird Spargel in der Gemeinde angebaut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich Pleidelsheim mehr und mehr zur Industriegemeinde. Die günstige Verkehrsanbindung trug viel dazu bei, dass sich zahlreiche Industriebetriebe und mittelständische Unternehmen in der Gemeinde ansiedelten.
Naturschätze vor der Haustür
Zur guten Lebens- und Wohnqualität trägt auch das Naherholungsgebiet zwischen Freiberg, Ingersheim und Pleidelsheim bei. Die Tallandschaft ist eine der letzten noch sehr naturnah wirkenden Flussabschnitte des Neckars im Landkreis Ludwigsburg. Hier hat sich ein Stückchen Restnatur am Altneckar und am ehemaligen Baggersee mit seltenen Biotopen und bedrohten Tierarten erhalten. Unter anderem ist es ein wichtiges Brutgebiet für Reiher.
Die zwei bedeutenden Naturschutzgebiete „Altneckar“ und Pleidelsheimer Wiesental“ sind als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet und als Europäisches Vogelschutzgebiet Bestandteil des europäischen Naturschutznetzes Natura 2000.
Auch gefeiert wird gern in der Gemeinde, zum Beispiel alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Dorffest das Straßenfest oder das Waldfest zu Pfingsten.
Der Tabaktrockenschuppen ist eine reine Holzkonstruktion mit Dachlüfterhaube. Foto: Helmut Pangerl
Tabakschuppen und historische Amtsstuben
Der Anbau der Kulturpflanze prägte die Entwicklung der Gemeinde über drei Jahrhunderte entscheidend mit.
Der Tabaktrockenschuppen wurde 1933 von der Gemeinde gebaut. Der Schuppen diente zur Trocknung der Tabakernte vor allem den Kleinbauern, die sich keinen eigenen Tabakschuppen leisten konnten. 1990 wurde der Tabakanbau eingestellt. 1997 entstand an der westlichen Seite ein Wohnhaus mit Eigentumswohnungen, deren Gestaltung sich an den bestehenden Tabaktrockenschuppen angleichen musste.
Das Alte Rathaus wurde 1613/14 erbaut und diente bis 1971 der Gemeinde als Verwaltungssitz. Ursprünglich war das Erdgeschoss mit seinen offenen Rundbogenarkaden eine Markthalle. Im ersten Stock waren die Amtsstuben untergebracht. 1840 wurde das Rathaus umgebaut. Dabei wurde die Freitreppe von der Nordseite in das Innere des Gebäudes verlegt. Im Außenbereich findet man schöne Steinmetzarbeiten in Form von Ornamenten und Schriftbändern. 1991 wurde das Alte Rathaus umfassend renoviert, heute finden hier standesamtliche Trauungen und Veranstaltungen statt.
Das Alte Rathaus ist ein besonderer Blickfang. Foto: Oliver Bürkle
Einwohner leben in 3993 Haushalten in Pleidelsheim.
Jahre beträgt das Durchschnittsalter.
Schüler und Schülerinnen gehen auf die Grundschule.
Kinder gehen in drei Kitas, eine Wichtelstube und einen Waldkindergarten.
Pflegeplätze für Senioren stehen in einem Pflegeheim zur Verfügung.
794 Erste urkundliche Erwähnung als „Blidolvesheim“
um 1200 Bau des Kirchturms der Mauritiuskirche
1511 Entstehung der Kelter, spätere Mühle
1613/14 Bau des Alten Rathauses
1708 Erster Anbau von Tabak
1913/14 Bau des Wasserkraftwerks
1929 Erster Anbau von Spargel
1954 Inbetriebnahme der Neckarschleuse
1971 Einweihung neues Rathaus
1987 Erste Kontakte mit Partnerstadt Fertöszentmiklós (Ungarn)
2018/19 Abschluss Generalsanierung neues Rathaus
2022 Neues Ärztehaus