Lebendige Gemeinde mit Geschichte
Freudental Ob Jagdschloss einer hochherrschaftlichen Mätresse, königliche Sommerresidenz oder Erholungsort
und Klinik: Das Freudentaler Schloss steht im Mittelpunkt der Ortsgeschichte.
Im neuem Anstrich nach historischer Vorlage glänzt das Freudentaler Schloss, im Frühjahr wird die Privatklinik
für Psychotherapie und Psychosomatik eröffnet. Foto: Martin Kalb
Freudental liegt idyllisch zwischen Weinbergen und Wäldern. Erstmals wurde „Froedental“ 1304 erwähnt. Heute ist Freudental eine sich immer weiter entwickelnde Gemeinde, die als Wohnort sehr gefragt ist.
Freudental bietet auf Grund seiner langen Geschichte und Entwicklung einige bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören unter anderem verschiedene Gebäude, die an frühere Zeiten erinnern.
Gebäude mit Geschichte
Der sogenannte Mäuseturm wurde 1590 erbaut und gehörte zum „Schloss mitten im Dorf“. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts wurde der Mäuseturm noch als Arresthaus der Gemeinde genutzt.
Das sogenannte Judenschlössle wurde 1614 als Gesindehaus des Schlosses „oben im Dorf“ erbaut, ab 1723 lebten hier die ersten jüdischen Familien. Die 1770 erbaute jüdische Synagoge ist die einzige noch erhaltene Synagoge im Landkreis Ludwigsburg und heute Sitz des Pädagogisch-Kulturellen Centrums (PKC). Von 1811 bis 1970 fanden auf dem jüdischen Friedhof Bestattungen statt.
Das Freudentaler Schloss
Vom Gut zum Jagdschloss entwickelte sich das Grävenitzer Schloss, das die Gräfin von Würben, geborene von Grävenitz, 1727 zusammen mit dem Ort Freudental erwarb. Die Gräfin ließ das Schloss vom Baumeister Paolo Retti, der auch schon beim Bau des Ludwigsburger Schosses beteiligt war, renovieren und den Schlosspark mit Orangerie anlegen.
Wenige Jahre später musste die Gräfin das Schloss und Freudental dem Herzog Eberhard Ludwig, der sich von seiner langjährigen Mätresse trennte, überlassen. Ab 1810 ließ der württembergische König Friedrich I. das Schloss erweitern und zur Sommerresidenz ausbauen. Seit 1911 war das Schloss mit seinem Park und den drei Seen Erholungsheim der Stuttgarter Ortskrankenkassen, ab 1961 wurde es als Alten- und Pflegeheim genutzt.
Von 2007 bis 2020 war das Freudentaler Schloss in Privatbesitz und wurde unter anderem für kulturelle Veranstaltungen und Hochzeiten genutzt. 2020 wurde das Schloss an die Wohninvest Holding aus Fellbach verkauft und zu einer Privatklinik für Psychotherapie und Psychosomatik umgebaut. Betrieben wird die Klinik von den Libermenta Kliniken. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2022 geplant.
Natur direkt erleben
Vielfältige Vereins- und Kulturangebote machen Freudental zu einer lebendigen Gemeinde, die von ihren Einwohnern sehr geschätzt wird. Das Neubaugebiet Alleenfeld schafft mit Mehrfamilienhäusern, Doppel- und Reihenhäusern viel Platz für neue Bewohner Freudentals. Außerdem wird ein langersehnter Wunsch der Freudentaler erfüllt: Sie bekommen ihren Lebensmittelmarkt im Ort. Beliebte Ausflugsziele sind der Erlebnispark Tripsdrill und das Wildparadies Tripsdrill mit über 60 Tierarten, zum Beispiel Bären und Wölfen.
Der heutige Sitz des Pädagogisch-Kulturellen Centrums in der ehemaligen jüdischen Synagoge. Foto: Martin Kalb
Jüdische Synagoge und fürstliche Schimmelstute
Die Synagoge und die jüdische Gemeinde prägten Freudental. Der königliche Grabstein für ein Pferd ist ein Kuriosum.
Das heutige „Pädagogisch-Kulturelle Centrum“ (PKC Freudental) hat seinen Sitz in der über 250 Jahre alten, ehemaligen jüdischen Synagoge. Bereits zwischen 1738 und 1750 gab es eine kleine Synagoge für die ersten in Freudental ansässigen jüdischen Familien. 1770 wurde die heutige Synagoge im klassizistischen Stil erbaut. 1926 unter Denkmalschutz gestellt, diente sie bis 1938 der jüdischen Gemeinde für Gottesdienste. Am 10. November 1938 wurde die Synagoge geplündert und schwer beschädigt. 1979 drohte der Abbruch der Synagoge. Auf Initiative von Bürgern und mit Unterstützung des Landkreises wurde das Gebäude renoviert und zum PKC ausgebaut.
König Friedrich I. von Württemberg hat seinem Lieblingspferd, der Schimmelstute Helene, ein Denkmal gesetzt. Als die Stute 1812 im Alter von 27 Jahren verstarb, wurde sie mit militärischen Ehren beerdigt. Der Grabstein wurde extra angefertigt. König Wilhelm I. ließ den Stein entfernen und verkaufte ihn. Bis 1961 stand er als Torpfosten in der Einfahrt eines Löchgauer Bauernhofes. Die Gemeinde kaufte den Grabstein zurück, restaurierte ihn und stellte ihn am heutigen Standort am Feldweg „Stutenweg“ auf.
Grabstein für die Schimmelstute
Helene. Foto: Helmut Pangerl
Einwohner leben in rund 1200 Haushalten in Freudental.
Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Einwohner. Rund 150 Personen sind in Freudental am Arbeitsort, 1060 Personen am Wohnort sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Pendler kommen täglich zum Arbeiten nach Freudental, 1005 Pendler fahren aus Freudental zur Arbeit.
U3- und 108 Ü3-Betreuungsplätze stehen in zwei Kitas zur Verfügung. Die Grundschule mit Ganztagesbetreuung besuchen 100 Schüler.
Kleeblattpflegeheim mit Kompetenzzentrum Demenz ist in Freudental ansässig.
1304 „Froedental“ wird erstmals im Lagerbuch des Spitals Esslingen erwähnt
1685 Nach mehrmaligem Herrscherwechsel wieder im Alleinbesitz des württembergischen Herzogs Friedrich Carl
1710 Freiherr Johann Gottlob Zobel von Giebelstadt erbt Freudental
1727 Verkauf Freudentals mit Schloss an die Landeshofmeisterin und Mätresse von Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg, Wilhelmine von Grävenitz
1733 Freudental geht in den Besitz von Herzog Eberhard Ludwig, nach der Trennung von seiner Mätresse, über
1810 König Friedrich I. macht das Freudentaler Schloss zu seiner Sommerresidenz
1938 Die jüdische Synagoge wird geplündert und schwer beschädigt
1985 Das Pädagogisch-Kulturelle Centrum (PKC) wird gegründet